Mit der Projektstudie Lernwelt Hochschule soll der State-of-the-Art der deutschen Hochschullandschaft erfasst und ein integratives Konzept zur Gestaltung und strategischen Planung der Lernwelten an Hochschulen entwickelt werden.
Nachfolgend werden erläutert:
- die Problembeschreibung,
- die Forschungsfragen,
- das methodische Vorgehen und
- die Ziele.
Problembeschreibung
Die Veränderungen im Rahmen des Bologna-Prozesses hatten und haben gravierende Auswirkungen auf die Hochschulen. Die zunehmende Bedeutung neuer Lehrmethoden („shift from teaching to learning“) führt zu einem erhöhten Änderungsbedarf bei den Lerninfrastrukturen und zur Etablierung von Lernzentren. Veränderte didaktische Konzepte wie zum Beispiel Projektarbeit erfordern eine Supportstruktur, die sich an den Bedarfen von Einzellernenden und Lern- bzw. Projektgruppen orientiert. In diesem Kontext spielen die Hochschulbibliotheken eine zentrale Rolle, da sie seminar- und vorlesungsunabhängige Lern- und Raumangebote bereithalten. Auch die Gestaltung von E-Learning-Angeboten und -Umgebungen ist eine große Herausforderung für die Hochschulen. Um diese Angebote optimal einzubinden, bedarf es flexibler Raumstrukturen. Der Gestaltung von physischen, digitalen und hybriden Lernräumen kommt hier in Zukunft eine wichtige Funktion zu. Allerdings sollten damit auch veränderte Organisationskonzepte verbunden sein, die die Hochschule als ganzheitliche sowie integrierte Lernwelt etablieren und nicht als segmentierte und additive, wie es derzeit in den meisten Hochschulen der Fall ist.
Forschungsfragen
Hochschulintern fehlt bezogen auf die Gestaltung der Lernwelt Hochschule oftmals eine Gesamtstrategie, um die Hochschule zu koordinieren, zu steuern und strategisch weiterzuentwickeln, damit die Studierenden optimal bei der Bewältigung ihrer Aufgaben unterstützt werden können. Um die Gestaltung dieser Prozesse zu unterstützen und es den Beteiligten zu erleichtern, diesen Herausforderungen begegnen zu können, bedarf es eines fundierten und strukturierten Überblicks über die Hochschullandschaft Deutschlands, sowie eines Überblicks über mögliche Problemstellungen und Lösungsansätze für die sinnvolle, ganzheitliche Lernweltgestaltung sowie die dafür notwenigen Strukturen und Prozesse. Ein solcher Überblick ist bislang nicht vorhanden. Im Rahmen des Projektes soll dieses Defizit behoben werden.
Methodendesign
Das Forschungsdesign kombiniert mit den Methoden der Online-Befragung, der ethnographischen Fallstudien und der leitfadengestützten Interviews in vier Schritten quantitative und qualitative Elemente.
- Im ersten Schritt wird von Juli 2017 bis November 2017 eine bundesweite Online-Befragung durchgeführt, die sich an alle staatlich anerkannten deutschen Hochschulen richtet.
In den vier Untersuchungsdimensionen „physische Räume“, „digitale Strukturen“, „Organisation“ und „Didaktik“ sollen quantitative Erkenntnisse zu den infrastrukturellen Bedingungen und Umsetzungen an Hochschulen gewonnen werden. Damit verbunden ist die qualitative Zielsetzung in allen vier Dimensionen einerseits Hochschulen mit besonderen Herausforderungen und andererseits Good-Practice-Beispiele zu identifizieren.
- Im zweiten Schritt werden an den unter diesen Aspekten besonders interessanten Hochschulen bis zu fünfzig leitfadengestützte Interviews mit Akteurinnen und Akteuren unter anderem aus den Bereichen Bibliothek, Hochschulleitung, Hochschulverwaltung und IT-Service durchgeführt.
- Ethnographische Fallstudien, die besonders auf die Nutzungsperspektive der Lernenden abzielen, werden im dritten Schritt realisiert.
- Im vierten Schritt werden leitfadengestützte Interviews mit wissenschaftliche Expertinnen und Experten für einzelne Lernzentren an Hochschulen außerhalb Deutschlands geführt – mit dem Ziel Einordnungen der bisherigen Ergebnisse der Datenerhebung aus relevanten internationalen Perspektiven zu erhalten. Zugleich sollen die Ergebnisse des Projektes „Lernwelt Hochschule“ auf diese Weise in den internationalen Forschungsdiskurs eingebracht werden.
Ziele
Im Zuge der Erhebung wird eine Internet-Plattform zur Lernwelt Hochschule aufgebaut. Sie soll als Toolkit für die Konzeption und Gestaltung der Lernwelt Hochschule dienen. Diese Plattform soll als Austausch- und Informationsangebot für die Scientific Community verfügbar gemacht werden. Darüber hinaus ist die Veröffentlichung einer Handreichung zur Planung von Lernumgebungen in Hochschulen hinsichtlich aller infrastrukturellen Komponenten vorgesehen.